Wer ein Kind begleitet, erlebt unweigerlich, was Freiheit und Bindung im Alltag bedeuten. Das hat mich als Vater von vier Kindern und als Pädagoge immer wieder zum Nachdenken gebracht. Immer wieder zeigen sich Momente, in denen ein Kind zugleich erkunden und sich rückversichern möchte. Es wagt Schritte ins Unbekannte und braucht doch die Gewissheit, dabei nicht alleingelassen zu sein. Diese dynamische Bewegung zwischen Selbstständigkeit und Bezogensein prägt Entwicklung in jeder Lebensphase. In Gesprächen mit Eltern und Kolleginnen zeigt sich oft: Wir alle stehen in dieser Spannung, und sie prägt unser Leben grundlegend. Vielleicht liegt gerade darin eine der tiefsten Möglichkeiten, die das Menschsein uns bietet – diese Spannung zu leben und in ihr uns zu entwickeln.
In der Verantwortung für Kinder spüre ich die Spannung zwischen deren Wunsch nach Selbstbestimmung und meiner verantwortungsvollen Realität besonders deutlich.
In der Freien Schule Christophine in Marbach, einer Stadt, in der Freiheit und Verantwortung durch Schillers Erbe bewusst präsent sind, bewegt uns dieser Gedanke besonders: Wie bereiten wir junge Menschen auf ein Leben vor, das beides fordert – die Fähigkeit zur Bindung und den Mut zur Freiheit.
Der Mensch ist ein Wesen der Spannung. Zwischen dem Wunsch nach Freiheit und der Erfahrung von Bindung bewegt sich sein Leben von Anfang an. Diese Spannung ist kein Defizit, sondern der kreative Raum, in dem sich Identität, Reifung und Kultur entfalten.
Freiheit und Bindung sind kein Gegensatz
Wir sehnen uns nach Freiheit, nach Möglichkeiten, Selbstbestimmung und Gestaltungsräumen.
Gleichzeitig brauchen wir Bindung, Beziehung, Verlässlichkeit und Zugehörigkeit. Beide Dimensionen gehören untrennbar zusammen. Ohne Bindung verkümmert Freiheit zur Beliebigkeit, ohne Freiheit wird Bindung zur Last.
Diese Einsicht ist nicht neu und doch in jeder Biografie neu zu gewinnen. Vielleicht fragen wir uns manchmal: Wie finde ich selbst in meinem Leben ein gutes Gleichgewicht zwischen diesen beiden Kräften?
Elternschaft ist ein verdichteter Erfahrungsraum
Die Begleitung eines Kindes, oft schon dessen Erwartung, ist ein Einschnitt in die Lebenswirklichkeit. In meiner eigenen Erfahrung als Vater habe ich dies intensiv erlebt. Doch unabhängig von der konkreten familiären Konstellation und Lebensform gilt: der innere und äußere Raum verändert sich radikal durch die Ankunft eines neuen Menschen.
Was eben noch offene Möglichkeit war, wird reale Bindung. Was eben noch eigenes Leben war, wird geteilte Verantwortung. Schlaf, Tagesstruktur, Zukunftspläne, alles ordnet sich neu.
Und doch geschieht dabei keine bloße Einschränkung, sondern eine Erweiterung. In der stabilen Beziehung zum Kind entdecken wir neue Dimensionen von Freiheit. Vielleicht ist es gerade die Freiheit, über uns hinauszuwachsen, neu zu staunen und für einen anderen Menschen da zu sein.
In der Spannung reifen
In der ersten Zeit dominiert oft das Gefühl, sich selbst und die eigene Freiheit zu verlieren. Doch gerade im Angesicht dieser Zumutungen beginnt psychosoziale Entwicklung.
Was hilft uns, in solchen Momenten Gelassenheit zu gewinnen? Vielleicht ist es genau dieses Wissen: dass in der Spannung zwischen Freiheit und Bindung unsere Entwicklung liegt.
Wer die Herausforderung annimmt, erlebt, wie aus dieser Spannung neue Kraft erwächst. Man lernt Gelassenheit. Man lernt, das eigene Ich nicht nur im Rückzug zu behaupten, sondern im Geben zu entfalten.
Dies kann, so meine Überzeugung, am Ende zu Erkenntnis führen: Nicht mehr die Freiheit von festen Beziehungen steht im Vordergrund, sondern die Freiheit in verlässlichen Bindungen. Das ist eine von innerer Weite und Gelassenheit geprägte Haltung.
Schulische Bildung macht Spannung zum Thema
Wenn wir als Schule Bildung gestalten, die junge Menschen wirklich stärkt, sollten wir diese Spannung nicht verschweigen, sondern bewusst thematisieren. Es genügt nicht, Entfaltung zu ermöglichen oder zur bloßen Selbstverwirklichung zu erziehen. Notwendig ist eine Bildung, die Bindungsfähigkeit und Freiheit gleichermaßen stärkt.
Wie kann eine Schule Räume schaffen, in denen Kinder und Jugendliche beides lernen: sich selbst treu zu bleiben und sich zugleich in stabilen Beziehungen zu entfalten? Diese Frage sollten wir uns immer wieder stellen. Denn wenn wir Kinder und Jugendliche begleiten, begleiten wir zugleich uns selbst in dieser Spannung. Dies im Bewusstsein zu halten und daraus Haltung zu entwickeln, ist Aufgabe und Chance zugleich.
Freiheit und Bindung in der Elternschaft
Wer ein Kind begleitet, erlebt unweigerlich, was Freiheit und Bindung im Alltag bedeuten. Das hat mich als Vater von vier Kindern und als Pädagoge immer wieder zum Nachdenken gebracht. Immer wieder zeigen sich Momente, in denen ein Kind zugleich erkunden und sich rückversichern möchte. Es wagt Schritte ins Unbekannte und braucht doch die Gewissheit, dabei nicht alleingelassen zu sein. Diese dynamische Bewegung zwischen Selbstständigkeit und Bezogensein prägt Entwicklung in jeder Lebensphase. In Gesprächen mit Eltern und Kolleginnen zeigt sich oft: Wir alle stehen in dieser Spannung, und sie prägt unser Leben grundlegend. Vielleicht liegt gerade darin eine der tiefsten Möglichkeiten, die das Menschsein uns bietet – diese Spannung zu leben und in ihr uns zu entwickeln.
In der Verantwortung für Kinder spüre ich die Spannung zwischen deren Wunsch nach Selbstbestimmung und meiner verantwortungsvollen Realität besonders deutlich.
In der Freien Schule Christophine in Marbach, einer Stadt, in der Freiheit und Verantwortung durch Schillers Erbe bewusst präsent sind, bewegt uns dieser Gedanke besonders: Wie bereiten wir junge Menschen auf ein Leben vor, das beides fordert – die Fähigkeit zur Bindung und den Mut zur Freiheit.
Der Mensch ist ein Wesen der Spannung. Zwischen dem Wunsch nach Freiheit und der Erfahrung von Bindung bewegt sich sein Leben von Anfang an. Diese Spannung ist kein Defizit, sondern der kreative Raum, in dem sich Identität, Reifung und Kultur entfalten.
Freiheit und Bindung sind kein Gegensatz
Wir sehnen uns nach Freiheit, nach Möglichkeiten, Selbstbestimmung und Gestaltungsräumen.
Gleichzeitig brauchen wir Bindung, Beziehung, Verlässlichkeit und Zugehörigkeit. Beide Dimensionen gehören untrennbar zusammen. Ohne Bindung verkümmert Freiheit zur Beliebigkeit, ohne Freiheit wird Bindung zur Last.
Diese Einsicht ist nicht neu und doch in jeder Biografie neu zu gewinnen. Vielleicht fragen wir uns manchmal: Wie finde ich selbst in meinem Leben ein gutes Gleichgewicht zwischen diesen beiden Kräften?
Elternschaft ist ein verdichteter Erfahrungsraum
Die Begleitung eines Kindes, oft schon dessen Erwartung, ist ein Einschnitt in die Lebenswirklichkeit. In meiner eigenen Erfahrung als Vater habe ich dies intensiv erlebt. Doch unabhängig von der konkreten familiären Konstellation und Lebensform gilt: der innere und äußere Raum verändert sich radikal durch die Ankunft eines neuen Menschen.
Was eben noch offene Möglichkeit war, wird reale Bindung. Was eben noch eigenes Leben war, wird geteilte Verantwortung. Schlaf, Tagesstruktur, Zukunftspläne, alles ordnet sich neu.
Und doch geschieht dabei keine bloße Einschränkung, sondern eine Erweiterung. In der stabilen Beziehung zum Kind entdecken wir neue Dimensionen von Freiheit. Vielleicht ist es gerade die Freiheit, über uns hinauszuwachsen, neu zu staunen und für einen anderen Menschen da zu sein.
In der Spannung reifen
In der ersten Zeit dominiert oft das Gefühl, sich selbst und die eigene Freiheit zu verlieren. Doch gerade im Angesicht dieser Zumutungen beginnt psychosoziale Entwicklung.
Was hilft uns, in solchen Momenten Gelassenheit zu gewinnen? Vielleicht ist es genau dieses Wissen: dass in der Spannung zwischen Freiheit und Bindung unsere Entwicklung liegt.
Wer die Herausforderung annimmt, erlebt, wie aus dieser Spannung neue Kraft erwächst. Man lernt Gelassenheit. Man lernt, das eigene Ich nicht nur im Rückzug zu behaupten, sondern im Geben zu entfalten.
Dies kann, so meine Überzeugung, am Ende zu Erkenntnis führen: Nicht mehr die Freiheit von festen Beziehungen steht im Vordergrund, sondern die Freiheit in verlässlichen Bindungen. Das ist eine von innerer Weite und Gelassenheit geprägte Haltung.
Schulische Bildung macht Spannung zum Thema
Wenn wir als Schule Bildung gestalten, die junge Menschen wirklich stärkt, sollten wir diese Spannung nicht verschweigen, sondern bewusst thematisieren. Es genügt nicht, Entfaltung zu ermöglichen oder zur bloßen Selbstverwirklichung zu erziehen. Notwendig ist eine Bildung, die Bindungsfähigkeit und Freiheit gleichermaßen stärkt.
Wie kann eine Schule Räume schaffen, in denen Kinder und Jugendliche beides lernen: sich selbst treu zu bleiben und sich zugleich in stabilen Beziehungen zu entfalten? Diese Frage sollten wir uns immer wieder stellen. Denn wenn wir Kinder und Jugendliche begleiten, begleiten wir zugleich uns selbst in dieser Spannung. Dies im Bewusstsein zu halten und daraus Haltung zu entwickeln, ist Aufgabe und Chance zugleich.
LO · Juni 2025